Durch sichere Radwege verliert niemand
Stellungnahme des ADFC Haltern und der Initiative „Haltern fahrradfreundlich“ zum Städtebaulichen Verkehrskonzept
Am 17. November hat der Ausschuss Klima, Umwelt, Mobilität (KUMA) der Stadt Haltern das über zwei Jahre entwickelte Städtebauliche Verkehrskonzept für die Stadt Haltern am See beschlossen. Nun werden Befürchtungen laut, dass die darin vorgesehenen Verkehrsflächen für den Radverkehr die Parkplatzsituation für den Autoverkehr stark beeinträchtigen. Um die Debatte zu versachlichen, haben der ADFC Haltern am See und die Initiative Haltern-fahrradfreundlich die Zahlen aus dem Verkehrskonzept zusammengetragen und veranschaulicht.
Dem Verkehrskonzept liegt eine umfassende Parkraumhebung vom Frühherbst 2021 in einem Untersuchungsgebiet zwischen Bahnhof und St.-Sixtus-Hospital zugrunde. Dabei wurden sowohl gekennzeichnete Stellplätze als auch alle Straßenränder berücksichtigt, in denen kein Parkverbot besteht. Zu den größten Stoßzeiten am Freitag- und Samstagvormittag waren von den 1.917 Stellplätzen 70% belegt. Damit bleiben 575 auch in Stoßzeiten ungenutzt. Besonders gering war die Auslastung im Parkhaus Muttergottesstiege mit nur 36% maximaler Belegung. Das entspricht 135 Stellplätzen, die auch in Stoßzeiten ungenutzt bleiben.
Anders als in Nachbarstädten wie Dorsten, Dülmen oder Olfen gibt es in Halterns Innenstadtbereich bisher keine eigenen Flächen für den Radverkehr. Besonders auf den Durchgangsstraßen (B58, L551, K14) sind Radfahrer direkt dem KFZ-Verkehr ausgesetzt und damit stark gefährdet. Auch die Fahrradstraßen sind Mischgebiete, wenn auch theoretisch mit Vorrang für den Radverkehr.
Durch Schaffung von Radstreifen an Rochfordstraße und Schüttenwall, Übergängen an Lipptor, Weseler Tor und am Ende der Recklinghäuser Straße soll nun nach dem Willen des KUMA der Radverkehr sicherer und attraktiver werden. In den genannten Bereichen entfallen dadurch bis zu 50 gekennzeichnete Stellplätze. Zusätzlich werden die als Stellplatz genutzten Mehrzweckstreifen in Anspruch genommen: an der Rochfordstraße (relevant für Innenstadtbesucher) Platz von 32 Stellplätzen, am Schüttenwall (relevant für Anwohner) je nach Variante 17 bis 50 Stellplätze.
Ob die angegebene Obergrenze von 132 wegfallenden Stellplätzen tatsächlich erreicht wird, hängt noch von der konkreten baulichen Umsetzung ab. In der Summe sind es aber weniger als die dauerhaft unbenutzten Plätze allein im Parkhaus Muttergottesstiege.
Als Ausgleich wurden zudem insgesamt 137 neue Stellplätze auf dem (kostenfreien) Parkplatz am Schulzentrum geschaffen und an Pastors Kamp geplant. Außerdem fungiert die neue Park-App als Parkleitsystem, so dass direkt ein freier Parkplatz im gewünschten Zielbereich gefunden werden kann. Das Privileg des KFZ-Verkehrs jederzeit in Zielortnähe einen Stellplatz zu finden, bleibt in Haltern am See also bestehen.
Etwas anders sieht es am Schüttenwall aus, der vor allem von Anwohnern genutzt wird. Hier ist die Entscheidung über die Umsetzungsvariante noch nicht gefallen. Nach einer akzeptablen Lösung für das Anwohnerparken wird gesucht.
Fazit: Erstmals werden in Halterns Innenstadt sichere Verkehrsflächen für den Radverkehr geschaffen. Stellplätze, die dadurch entfallen, werden durch das nicht ausgeschöpfte Stellplatzangebot sowie neu geschaffene Parkplätze überkompensiert. Da selbst in Stoßzeiten nur eine Auslastung von 70% erreicht wird, stehen für Besucher jederzeit freie Stellplätze in Zielortnähe zur Verfügung. Eine Parkleit-App hilft diese schnell aufzufinden.
Jahrzehntelang drehte sich Stadtplanung in Deutschland nur ums Auto. Auch Haltern ist autogerecht ausgerichtet, wovon riesige versiegelte Flächen für den ruhenden Verkehr zeugen. Wenn nun dem Radverkehr etwas mehr Platz und Sicherheit eingeräumt wird, geht es nicht um Auto gegen Fahrrad, sondern darum, unsere Städte lebenswerter zu machen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Davon profitiert nicht zuletzt der Einzelhandel und die Gastronomie.